Part 4: Der Südosten

(23.1.) Aussie-Endspurt: Canberra-Sydney
Viel Zeit war nicht mehr, um von Melbourne nach Sydney zu kommen. Und das, wo doch jetzt die australischen "Alpen" (ca. 2200 m hoch) auf der Strecke lagen. Ein Trost war immerhin: Für's Skifahren ist's eh' die falsche Jahreszeit!

In Cooma hab' ich mir also keine Ski-Ausrüstung geliehen, sondern ein Video zu einem gigantischen Wasser- und Elektrizitäts-Projekt angeschaut, dem "Snowy Mountains Hydro-Electric Scheme". Hauptzweck neben der Stromerzeugung: Das Wasser wird durch Tunnels unter den Bergen durch in den trockenen Westen umgeleitet und ermöglicht dort die Landwirtschaft bis hinüber nach Adelaide.


Überschaubare Distanzen


Unterwegs Richtung Canberra

Ski-Verleih in Cooma

Canberra, die politische Hauptstadt Australiens, wollte ich natürlich noch "mitnehmen". Das war dann auch mein 5. Bundesstaat: ACT (Australian Capital Territory). Die Stadt ist am Reissbrett entstanden, und das sieht man ihr an. Die Regierungsgebäude sind trotzdem beeindruckend, allen voran das "New Parliament House", das in einen Hügel hineingebaut ist und dessen Dach mit Rasen bewachsen ist. Wenn man also innen mit dem Lift bis ganz nach oben fährt, kann man aussen gemütlich wieder hinunterspazieren.

Ansonsten liegt Canberra sehr schön in einer hügeligen Umgebung mit künstlichen - und vielleicht auch natürlichen - Seen. Den besten Blick über die Stadt hat man vom Telstra Tower auf dem Black Mountain. (r.u.) 

Für mich war's die letzte Sightseeing-Etappe in Australien. Auf den restlichen 300 km nach Sydney hab ich noch eine "roadside"-Übernachtung eingelegt (bin immer aufgewacht, wenn mal 2 Minuten lang kein Truck vorbeigedonnert ist - kam aber nicht oft vor!). Dann gab's noch einen Sonnenaufgang, vom Auto aus, bevor's in den dichten Sydney-Berufsverkehr ging. Dann: Hotelzimmer suchen, Auto abgeben, Klamotten sortieren, noch 2 Aussie-T-Shirts gekauft und allen Kram, den ich nicht mehr brauche, entweder heimgeschickt oder weggeschmissen.

<- Letzte Outdoor-Nacht mit "Reste-Vernichten"


Das muss alles in 4 Gepäckstücken untergebracht werden ...
Am nächsten Tag geht um kurz vor halb 8 der Flughafen-Bus, und das war's dann vorerst von Australien!

(16.1.) Von Adelaide nach Melbourne
Im sonst eher beschaulichen Bade-Vorort Glenelg ging am 16.1. die Post ab: Es war nämlich der Start und die 1. Etappe der 6 tägigen "Jacob's Creek Tour Down Under" angesagt, ein Rad-Rennen über gut 700 km, bei dem auch das Team Telekom mit 8 Fahrern vertreten ist. 

75000 Zuschauer standen Spalier, um die 1. Etappe, 25 Runden über 1.88 km, also relativ lächerliche 47 km mitzukriegen. Und hinterher gab's natürlich eine Riesen-Party mit - richtig! - Feuerwerk ... 

Negativ-Erlebnis: Ein gut gekühltes Sixpack VB (Victoria Bitter) verschwindet in dieser Nacht auf ungeklärte Weise aus dem Kühlschrank des Campingplatzes...

(Anm. 21.1.: Kai Hundertmark lag nach der vorletzten Etappe in Führung und wurde nach einem knappen Finish immerhin Zweiter! Herzlichen Glückwunsch an das Team Telekom!)

Australien produziert ganz ausgezeichnete Weine, und die Gegend im Nordosten von Adelaide, das Barossa Valley, ist die bekannteste Region, die immerhin ein Viertel des gesamten süd-australischen Wein-Aufkommens hervorbringt. Der Weinbau geht auf deutsche Einwanderer zurück, es gibt hier also auch einen Kaiserstuhl, und viele "Wineries" und Straßen haben deutsche Namen.

Landschaftlich kann das Valley mit europäischen Wein-Regionen nicht konkurrieren: Es ist alles irgendwie rechteckig und übergroß, und - zumindest um diese Jahreszeit - ist alles außer den Weinfeldern braun und knochentrocken! Zum Törggelen also nach wie vor lieber nach Südtirol ...

Ich hab' eine Führung in Seppeltsfield mitgemacht, einem Weingut, das vor 150 Jahren von einem Josef Seppelt aus Schlesien gegründet wurde. Das Beeindruckendste an der Führung waren die Weinkeller, in denen hundertjahrealte Weinfässer gestapelt sind. In einem ausgeklügelten Verfahren wird daraus Portwein hergestellt. Ganz grob: Man zapft von den untersten Fässern (den ältesten) ein Drittel ab, und füllt dann von den nächsthöheren Fässern auf, usw. Ganz oben kommt dann  der neue Wein rein.

Auf die Frage, wieviel Wein hier genau lagert: "Oh, I don't know, it's enough for a real big head ..."

Noch ein Relikt aus deutschen Einwanderer- Tagen gab's anzuschauen: Hahndorf,  ein Ort mit Kuckucksuhren und sonstigem "German Look and Feel". Dazu gehören auch schwarz-rot-goldene Sonnenschirme, in den Wirtschaften natürlich Kassler und Sauerkraut, Deutscher Kaffee und Apfelstrudel, und in den Souvenir-Läden jede Menge Zeugs, das irgendwie mit Germany in Verbindung zu bringen ist - oder auch nicht.
Im dortigen Liquor Store gab's sogar eine respektable Auswahl an deutschem Bier (freilich kein Augustiner). Einem frischen Hefe-Weizen konnte ich da nicht widerstehen, wenn's auch aus Kassel kam (den Namen der Brauerei hab' ich schon wieder vergessen). 

Auch das Weißbier"glas" war nicht ganz stilecht ...

Selbst die Wege auf dem Campingplatz waren entsprechend benannt. Da hab ich richtig aufpassen müssen, dass es mich nicht in den "Hamburg Drive" oder in die "Vienna Lane" (soo genau nimmt man's dann doch nicht mit Deutschland) verschlägt ...

Auf der Weiterfahrt ging's an Salzseen vorbei und durch endlose Dünen- Landschaften an der Küste des Southern Ocean entlang.  Da war das Germany-Feeling dann gleich wieder weg!

Dass es sich hier um eine Hummer- Gegend handelt, ist wirklich unübersehbar (genau hinschauen, ein kleiner Touri ist auch mit drauf)

Schließlich war Victoria erreicht, mein 4. australischer Bundesstaat.

Highlight der südlichen Küste ist die Great Ocean Road

Die Straße verläuft direkt am Meer und es wechseln sich spektakuläre Klippen-Landschaften mit langen Badestränden ab.

Auf dem Moonlight Head etwas abseits der Straße gab's nochmal eine Bush- Camping- Nacht. In der Früh hätt's mich dann fast weggeblasen ...

Pünktlich zum Wochenende war dann in Melbourne wieder City-Feeling angesagt. Aber erstmal gab's einen grandiosen Empfang mit einem gigantischen (nein, diesmal kein Feuerwerk!) Abendrot. Auf der "Bummel-Meile" Southgate ist jede Menge Volk unterwegs, auffallend viele schrille und schräge Typen, "Saturday Night Fever", oder was? Dann gibt's im Crown Complex ein riesiges Casino, das rund um die Uhr geöffnet hat. Ja, und ein Internet Cafe hab' ich natürlich auch schon gefunden ...

Der Internet Shop war dann auch am nächsten Morgen meine erste Anlaufstelle für einen gemütlichen "Mail-Check". Anschliessend ging's ins Getümmel des Queen Victoria Marktes, wo so ziemlich alles gehandelt wird, was auf einen Markttisch passt.

Interessant war dann auch am Abend das große Aufräumen: Da am Montag kein Markt ist, musste alles (!) weggeräumt werden. In einem regelrechten Gabelstapler-Rennen wurden hunderte von Alu-Containern über die leeren Marktstrassen in die Lagerhäuser verfrachtet. Ein beeindruckendes Spektakel!

Das Spektakel schlechthin waren natürlich die Australian Open. Und obwohl mich Tennis hier genauso wenig interessiert wie zuhause, wollte ich doch mal sehen, wo sich das Ganze abspielt. Also einmal um die Rod Laver Arena herummarschiert, und ein bisschen auf den Trainingsplätzen zugeschaut - das war's dann auch schon!

Museum? Nein danke, heute nicht! Auch wenn der Hinweis auf den Treppenstufen echt trickreich gemacht ist...

Eineinhalb Tage sind für eine Stadt wie Melbourne natürlich zu wenig, aber für einen ersten Eindruck hat's gereicht. Leider war keine Zeit mehr, die Umgebung zu erkunden, wo man sicherlich noch die ein oder andere Woche hätte verbringen können.
Aber ich musste ja weiter, wenn ich auch nicht ganz so nobel unterwegs bin wie die Herrschaften nebenan:

So fährt man allerdings auch hier nur für's repräsentative Hochzeitsfoto am Parlamentsgebäude vor ...


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